Freiwilliges ökologisches Jahr für ALLE!

Freiwilliges Ökologisches Jahr auf grünen Betrieben für junge Menschen mit Behinderung

Gefördert duch die Aktion MenschZu unserer großen Freude bekamen wir Anfang September 2021 die Zusage der Aktion Mensch zur Finanzierung unseres Projekts, in dessen intensive Planungs- und Antragsphase bereits viel Zeit und Energie flossen. Wir sind dankbar dafür, mit der Aktion Mensch und der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz (NNA) zwei starke und erfahrene Partner*innen gefunden zu haben, die wie wir, an das große Potential des Projekts für junge Menschen mit Behinderung glauben.

Was ist das Neue und Innovative an unserem Projekt?

Viele junge Menschen nutzen mittlerweile ein Jahr Freiwilligendienst nach Beendigung der Schule als Chance, ein Stück der Welt und mehr von sich selbst kennen zu lernen. Es kann erste Kontakte mit dem Arbeitsleben ermöglichen, den Absprung von zu Hause erleichtern, neue Kontakte schenken und den Horizont erweitern. Sie lernen nicht selten Aufgaben und Arbeitsbereiche kennen, die gesellschaftlich gebraucht werden, aber wenig be- und geachtet werden. Viele Schulabgänger*innen sammeln in dieser Zeit wertvolle Erfahrungen, bevor sie sich für einen Berufsweg entscheiden.

Bisher gibt es diese Chance für junge Menschen mit Behinderung kaum. Diesen Missstand wollen wir nun überwinden und auch jungen Menschen mit Behinderung ein solches Jahr ermöglichen. Das halten wir für realisierbar in Arbeitsbereichen, welche die eigene Kompetenz fördern und erfahrbar machen, die Bildung und Weiterentwicklung ermöglichen und zugleich sinnvoll und notwendig sind – und sich den Fähigkeiten der Teilnehmer*innen anpassen können. Insbesondere für Teilnehmer*innen mit geistiger Behinderung sehen wir in diesem Kontext Höfe (Betriebe der Landwirtschaft und des Gartenbaus) als sehr geeignete Einsatzstellen an und wollen diese daher verstärkt als Partner gewinnen, denn:

  • Landwirtschaft erfordert ausgesprochen vielfältige, abstufbare Tätigkeiten. Dies ermöglicht es die Anforderungen auf die individuellen Fähigkeitsprofile der Teilnehmer*innen anzupassen.
  • Die Unterschiedlichkeit der Arbeitsfelder gibt Raum eigene Fähigkeiten und Kompetenzen zu entdecken und zu entwickeln.
  • Die Tätigkeiten in der Nahrungsmittelproduktion sind unmittelbar als sinnvoll und mit Bezug auf die eigene Lebensrealität zu erleben.
  • Auch im ländlichen Raum besteht ein großes Potential, wohnortnahe Einsatzstellen zu gewinnen.
  • Es gibt viele Anknüpfungspunkte zu naturwissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bildungsthemen im Arbeitsalltag.

Deshalb eröffnen wir jungen Menschen mit Behinderung in Niedersachsen modellhaft die Möglichkeit, ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) an einer landwirtschaftlichen Einsatzstelle oder an einer der regulären FÖJ-Einsatzstellen als Orientierungsjahr zu durchlaufen.
Dies ist inklusiv in den Regelbetrieb des FÖJ integriert und ermöglicht es den Teilnehmer*innen, in dieser Zeit über Erfahrungen in vielfältigen Lebensweltbezügen und Arbeitsfeldern ihre Wünsche, Interessen und Fähigkeiten kennenzulernen und so in ihrer Persönlichkeit und in der Wahrnehmung ihres Wunsch- und Wahlrechts gestärkt, ihren Lebensweg gestalten zu können.

Den jungen Menschen kann damit konkret z.B. nach Abschluss der Schule eine weitere Wahlmöglichkeit angeboten werden. Als Teilnehmer*innen können sie durch die Erfahrungen und die Begleitung im Laufe des Orientierungsjahrs ihre Selbstvertretungskompetenz auf- und ausbauen und damit in anstehenden (beruflichen) Entscheidungen umfassender ihr Wunsch- und Wahlrecht ausüben.

Die konkreten Teilnahmebedingungen stimmen wir mit der Trägerin des FÖJ in Niedersachsen, der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz (NNA), ab und passen sie an inklusive Teilnehmer*innengruppen an.
Bestehende und neue Einsatzstellen werden vorbereitet und bei Bedarf in allen Fragestellungen rund um Inklusion und Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung innerhalb der Laufzeit des Projektes unterstützt.

Die Teilnehmer*innen wirken an den fünf einwöchigen FÖJ Seminaren mit. Dafür wird – mit Unterstützung des Projektteams – die Konzeption entsprechend angepasst und die Seminarleiter*innen weitergebildet und unterstützt werden. Zusätzliche Materialien (Kursbuch), reflektierende Gespräche und ergänzende Seminare, können Fragen zur Selbsterfahrung und zur beruflichen Orientierung vertiefen.

2021/2022 wurde die erforderlichen konzeptionellen Vorarbeiten geleistet, die das Ansprechen von potentiell interessierten Teilnehmer*innen für das FÖJ 2022/2023 ermöglicht hat. Begleitet werden dann dieser und der Folgejahrgang (2023/24) im Rahmen des Projekts. Zum Abschluss des Projektes sollen die Erfahrungen und Ergebnisse ausgewertet und so aufbereitet werden, dass eine Übertragung auf andere Standorte und Freiwilligendienste in der Folge ermöglicht wird.
Wir sind froh das Projekt, dank der Förderung durch die Aktion Mensch, ins Konkrete überführen zu können!